An Bedeutung der Gottesmutter Maria scheiden sich immer wieder die (menschlichen) Geister. Entscheidend ist m.E. aber auf welcher Ebene wir über den Glauben, Gott oder insbesondere über die Gottesmutter Maria diskutieren. Wenn es die theologische Ebene ist, dann werden wir uns sicherlich noch Jahrhunderte im Kreis drehen, denn dieser „Knoten“ oder diese Differenzen sind rationell oder wissenschaftlich motiviert und dadurch unlösbar. Diese Ebene ist für das gelebte Leben und den Lebensalltag eines Menschen aber auch völlig unbedeutend. Es kommt allein auf die lebendige Beziehung zu Gottesmutter, zu Maria, an. „Probleme“ mit Maria haben aber neben Nicht-Katholiken auch im hohen Maße deutsche Katholiken selbst. Es gibt wohl nur wenige Regionen, die traditionell eine Beziehung zu Maria pflegten.
Die Beziehung zu Maria habe ich bisher in etwa so verstanden: Maria ist Mitpilgerin auf unseren Lebenswegen, Mitbewohnerin in unseren Häusern, Mitleidende in unseren Sorgen und Nöten, Lehrerin in der Herzensbildung. Maria ist der Weg Gottes zu uns Menschen. In ihrer liebenden Art ist sie für den Menschen auch der kürzeste Weg zu Gott.
Mit ihrem Gottvertrauen, Unbeirrtheit und Liebe ist sie ein Vorbild für einen Christmenschen, Impulsgeberin für das persönlich-innere Wachstum, Coach in der Formung eines liebenden Herzens, sie gibt die Hand und führt zu Christus, sie schenkt Geborgenheit, Sicherheit, Schutz, Heimat, innere Freiheit – alles Bausteine für ein festes Lebensfundament und Lebensfreude.
Von Vincenzo Pallotti stammt der Satz: Die Verehrung Mariens (oder heute besser: Beziehung zu Maria) besteht vor allem darin, dass man ihrem Sohn nachfolgt und die rechte Art der Nachfolge von ihr lernt. Vielleicht fangen wir bei Gesprächen über Maria einfach mit diesem Satz oder dem Blick in das Johannes-Evangelium an, indem Jesus vom Kreuz herab im Hinblick auf Maria dem Apostel Johannes zurief: „Siehe, deine Mutter!“.
Von Bruno Kulinsky